KI-Suchmaschinen & llms.txt: Mehr Sichtbarkeit oder reiner Marketing-Gag?
Die Art und Weise, wie wir Informationen im Internet finden, befindet sich in einem rasanten Wandel. KI-gestützte Suchmaschinen und Chatbots, die direkte Antworten liefern statt nur Linklisten, sind auf dem Vormarsch. Für Website-Betreiber und Content-Ersteller stellt sich damit eine drängende Frage: Wie stellt man sicher, dass die eigenen Inhalte auch in dieser neuen Ära der Informationsbeschaffung gefunden und genutzt werden? In diesem Kontext taucht immer häufiger der Begriff llms.txt auf – eine kleine Textdatei, die Großes versprechen soll. Vorgeschlagen als eine Art Wegweiser für Large Language Models (LLMs), die das Herzstück moderner KI-Anwendungen bilden, soll sie diesen Modellen helfen, die wichtigsten Inhalte einer Webseite schneller und effizienter zu erfassen. Die Idee klingt erstmal einleuchtend: Man bietet den KIs eine optimierte Landkarte der eigenen Seite, und diese bedanken sich mit besserer Sichtbarkeit oder präziseren Antworten, die auf den eigenen Inhalten basieren. Doch wie so oft bei neuen Technologien im digitalen Raum, stellt sich die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen. Handelt es sich bei der llms.txt um ein wirklich effektives Werkzeug, das die Online-Präsenz im Zeitalter der KI-Suche nachhaltig verbessern kann, oder ist es eher ein gut klingender Marketing-Begriff, der Erwartungen weckt, die in der Praxis (noch) nicht erfüllt werden? Dieser Beitrag taucht tief in die Materie ein, beleuchtet die Funktionsweise, den aktuellen Stand der Adoption und gibt eine ehrliche Einschätzung, ob sich der Aufwand für eine llms.txt momentan lohnt.
Das Wichtigste auf einen Blick
Die llms.txt ist eine im Root-Verzeichnis einer Website platzierte Markdown-Datei, die Large Language Models (LLMs) eine strukturierte Übersicht der wichtigsten Inhalte bieten soll. Ziel ist es, den Aufwand beim Crawlen und Parsen komplexer HTML-Seiten für KI-Modelle zu reduzieren und so die Content-Optimierung für diese Systeme zu verbessern. Vorgeschlagen wurde dieser Standard im September 2024 von Jeremy Howard. Obwohl die Idee auf Einfachheit und klare Struktur setzt, ähnlich der bekannten robots.txt, ist die Adoption durch große LLM-Anbieter wie OpenAI, Google oder Perplexity bisher ausgeblieben. Experten, darunter John Mueller von Google, äußern sich skeptisch und vergleichen die aktuelle Relevanz der llms.txt mit der des längst ignorierten Meta-Keywords-Tags. Derzeit scheint der praktische Nutzen für mehr Traffic oder Sichtbarkeit durch KI-Suchmaschinen minimal zu sein, weshalb der Fokus weiterhin auf etablierten SEO-Praktiken liegen sollte.
- llms.txt ist eine Markdown-Datei zur Strukturierung von Website-Inhalten für LLMs.
- Ziel: Effizienteres Crawling und Parsen für KI-Modelle.
- Unterscheidet sich von robots.txt durch Fokus auf Content-Orientierung statt Zugriffskontrolle.
- Aktuell geringe Adoption durch große LLM-Anbieter (OpenAI, Google, Perplexity).
- Praktischer Nutzen für Traffic oder direkte Sichtbarkeitssteigerung derzeit minimal.
- Kritikpunkte umfassen mögliches Cloaking und den Anschein eines Marketing-Arguments.
- Empfehlung: Fokus auf bewährte SEO-Methoden wie strukturierte Daten und hochwertige Sitemaps.
Was KI-Suchmaschinen für deine Online-Präsenz bedeuten
KI-Suchmaschinen, oft auch als Antwortmaschinen oder konversationelle KIs bezeichnet, verändern grundlegend, wie Nutzer Informationen suchen und erhalten. Statt einer reinen Liste von Links, die der Nutzer selbst durchforsten muss, zielen diese Systeme darauf ab, direkte, zusammengefasste Antworten auf komplexe Fragen zu liefern. Diese Antworten werden oft aus einer Vielzahl von Quellen synthetisiert. Für die Online-Präsenz einer Webseite bedeutet das eine signifikante Verschiebung. Es geht nicht mehr nur darum, für bestimmte Keywords auf den vorderen Plätzen zu ranken, sondern vielmehr darum, als vertrauenswürdige Quelle in die von der KI generierten Antworten einzufließen. Die Sichtbarkeit verlagert sich von der reinen Position in einer Linkliste hin zur Erwähnung oder direkten Nutzung von Inhalten innerhalb der KI-Antwort. Dies stellt neue Herausforderungen dar, eröffnet aber auch Chancen, wenn es gelingt, Inhalte so aufzubereiten, dass sie von Large Language Models (LLMs) leicht verstanden und als relevant eingestuft werden. Die Notwendigkeit, Content nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen optimal lesbar und interpretierbar zu gestalten, rückt damit stark in den Vordergrund. Die semantische Relevanz und die klare Struktur von Informationen werden wichtiger denn je.
- Veränderte Suchergebnisseiten (SERPs) mit direkten, von KI generierten Antworten.
- Potenziell weniger Klicks auf traditionelle organische Suchergebnisse, da Nutzer ihre Antwort direkt erhalten (Stichwort: Zero-Click Searches).
- Die Bedeutung von Markenbekanntheit und E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) steigt, um als glaubwürdige Quelle für KI-Antworten zu dienen.
- Neue Metriken zur Erfolgsmessung könnten erforderlich werden, die über reine Klickzahlen hinausgehen (z.B. Häufigkeit der Nennung als Quelle).
- Content muss für semantische Suche optimiert sein, d.h. die Bedeutung und der Kontext von Inhalten sind entscheidend, nicht nur einzelne Keywords.
- Die Rolle von strukturierten Daten (z.B. Schema.org) wird noch wichtiger, um KIs explizite Hinweise zur Bedeutung von Inhalten zu geben.
- Es könnten sich neue Herausforderungen bezüglich der Attribution und des Urheberrechts ergeben, wenn Inhalte in KI-Antworten verarbeitet werden.
Die Art, wie KI-Suchmaschinen Inhalte “konsumieren”, ist komplex. Sie verlassen sich auf riesige Trainingsdatensätze und die Fähigkeit, Muster und Zusammenhänge in Texten zu erkennen. Damit die eigenen Inhalte eine Chance haben, berücksichtigt zu werden, müssen sie nicht nur qualitativ hochwertig, sondern auch klar, präzise und gut strukturiert sein. Faktische Korrektheit und Aktualität spielen eine ebenso große Rolle. Das aufkommende Feld der “AI Search Optimization” (AISO) beschäftigt sich genau mit diesen Aspekten: Wie optimiert man Inhalte gezielt für die Verarbeitung durch KI-Systeme? Während sich die Landschaft rasant entwickelt und neue Tools und Techniken wie die llms.txt diskutiert werden, bleiben grundlegende SEO-Prinzipien – exzellenter Content, eine positive Nutzererfahrung und eine technisch saubere Webseite – das Fundament. Die Herausforderung der Attribution, also wie Webseiten fair für ihre Beiträge zu KI-generierten Antworten gewürdigt werden, ist dabei ein zentrales Thema, das die Branche noch intensiv beschäftigen wird.
Die llms.txt im Detail: Funktion und Zweck für Large Language Models
Die llms.txt ist, einfach ausgedrückt, ein Versuch, die Kommunikation zwischen Webseiten und Large Language Models (LLMs) zu standardisieren und zu vereinfachen. Es handelt sich um ein Markdown-Dokument, das im Root-Verzeichnis einer Webseite abgelegt wird – ganz ähnlich wie die bekannte `robots.txt` oder `sitemap.xml`. Der entscheidende Unterschied zur `robots.txt` liegt jedoch im Zweck: Während die `robots.txt` primär dazu dient, Suchmaschinen-Crawlern Anweisungen zu geben, welche Bereiche einer Webseite sie crawlen dürfen und welche nicht (Zugriffskontrolle), zielt die `llms.txt` auf die Content-Optimierung für KI-Modelle ab. Sie soll LLMs eine strukturierte Übersicht über die wichtigsten Inhalte einer Webseite bieten und so den Aufwand beim Crawlen und Parsen komplexer HTML-Seiten reduzieren. Vorgeschlagen wurde dieser Standard im September 2024 von Jeremy Howard von Answer.AI. Die Idee ist, den KI-Agenten einen direkten Pfad zu den relevantesten Informationen zu weisen, anstatt sie die gesamte Seitenstruktur durchforsten zu lassen. Man könnte es als eine Art “Inhaltsverzeichnis für KIs” bezeichnen.
Eigenschaft | robots.txt |
llms.txt |
---|---|---|
Zweck | Steuerung des Crawling- und Indexierungsverhaltens von Suchmaschinen-Bots (z.B. Googlebot) | Orientierung von LLMs auf wesentliche Inhalte der Webseite, ohne explizite Sperrungen vorzunehmen |
Syntax/Format | Einfache Key-Value-Direktiven (z.B. User-agent: * , Disallow: /private/ ) |
Markdown-Format mit H2-Überschriften für Sektionen, Links zu Kernseiten und kurzen Beschreibungen |
Zielgruppe | Traditionelle Suchmaschinen-Crawler | Large Language Models (LLMs) und deren spezialisierte Crawler oder Agents |
Inhaltlicher Fokus | Zugriffsregeln, Verweis auf Sitemaps | Verweise auf Kernseiten, wichtige Dokumentationen, optional Verweis auf eine llms-full.txt mit detaillierten Inhalten |
Kodierung | Oft ASCII, aber UTF-8 wird empfohlen und unterstützt | UTF-8 ist spezifiziert, um eine breite Zeichenunterstützung zu gewährleisten |
Lesbarkeit | Primär maschinenlesbar, für Menschen oft kryptisch | Sowohl für Menschen als auch für Maschinen gut lesbar und verständlich durch Markdown |
Die Struktur einer `llms.txt`-Datei ist bewusst einfach gehalten. Sie verwendet Markdown, eine leichtgewichtige Auszeichnungssprache. Unter H2-Überschriften, die thematische Bereiche oder Sektionen der Webseite repräsentieren, werden URLs zu den jeweiligen Kernseiten oder direkt zu Markdown-Dateien aufgelistet. Jede URL wird idealerweise von einer kurzen, prägnanten Beschreibung begleitet, die dem LLM den Inhalt der verlinkten Seite zusammenfasst. Optional kann eine `llms-full.txt` referenziert werden. Diese Datei kann die detaillierten Inhalte der wichtigsten Seiten komplett im Markdown-Format enthalten, wodurch das LLM die Informationen direkt beziehen kann, ohne weitere HTML-Seiten crawlen und parsen zu müssen. Die gesamte Datei ist in UTF-8 zu kodieren, um eine korrekte Darstellung aller Zeichen zu gewährleisten. Der Charme dieses Ansatzes liegt in seiner Transparenz und der doppelten Lesbarkeit: Sowohl Menschen als auch Maschinen sollen den Inhalt und die Struktur der `llms.txt` leicht erfassen können. Es ist ein Versuch, den KI-Modellen eine kuratierte Auswahl der wertvollsten Informationen einer Webseite anzubieten.
Bringt die llms.txt wirklich mehr Traffic von KI-Suchmaschinen?
Die zentrale Frage für jeden Website-Betreiber ist natürlich, ob die Implementierung einer llms.txt-Datei tatsächlich zu mehr Sichtbarkeit oder Traffic durch KI-Suchmaschinen führt. Die ehrliche Antwort, basierend auf dem aktuellen Stand (Ende 2024), ist ernüchternd: Der direkte und messbare Nutzen ist derzeit minimal bis nicht existent. Obwohl die Idee hinter llms.txt – eine klare Kommunikationsschnittstelle für LLMs zu schaffen – durchaus sinnvoll erscheint, mangelt es an der entscheidenden Komponente: der breiten Unterstützung durch die großen KI-Anbieter. Laut den Initiatoren und Beobachtern gibt es zwar einige Pioniere wie Anthropic, Hugging Face oder Transloadit, die mit dem Standard experimentieren oder ihn zumindest zur Kenntnis genommen haben. Jedoch setzen die dominierenden Akteure im Bereich der KI-Suche und der großen Sprachmodelle – namentlich OpenAI (ChatGPT), Google (mit seinen KI-Bestrebungen wie SGE) und Perplexity AI sowie Microsoft (Bing Chat) – die llms.txt-Spezifikation bislang nicht offiziell um. Durchgeführte Experimente und Logfile-Analysen zeigen, dass diese Dienste die `llms.txt`-Datei in der Regel weder anfragen noch auslesen. Ohne diese Adoption bleibt die Datei aber ein Signal, das ins Leere läuft.
Aktueller Stand der Adoption und Auswirkungen
Die `llms.txt` ist eine interessante Idee, um die Kommunikation mit KI-Modellen zu verbessern. Allerdings ist die Realität, dass die großen Player im Bereich der KI-Suche diese Datei momentan nicht aktiv nutzen. Das bedeutet, dass die Implementierung einer `llms.txt` aktuell kaum direkten Einfluss auf den Traffic oder die Sichtbarkeit in diesen Systemen hat. Es ist ein Konzept mit Potenzial, aber ohne gegenwärtige Hebelwirkung.
- Große KI-Dienste wie OpenAI, Google und Perplexity lesen `llms.txt` derzeit nicht standardmäßig aus.
- Es gibt keine offiziellen Ankündigungen zur breiten Unterstützung durch führende LLM-Anbieter.
- Google-SEO-Experte John Mueller verglich die `llms.txt` mit dem längst ignorierten Meta-Keywords-Tag, was auf eine geringe Relevanz hindeutet.
- Der praktische Mehrwert für Website-Betreiber hinsichtlich Traffic-Generierung ist momentan als sehr gering einzustufen.
- Der Fokus sollte daher auf bewährten und funktionierenden SEO-Methoden liegen, bis sich die Situation rund um die `llms.txt` ändert.
Besonders aussagekräftig ist in diesem Zusammenhang die Einschätzung von John Mueller, einem bekannten Webmaster Trends Analyst bei Google. Er verglich die `llms.txt` mit dem berüchtigten Meta-Keywords-Tag – einem HTML-Element, das früher zur Keyword-Optimierung diente, von Google aber seit vielen Jahren ignoriert wird, da es massiv für Spam missbraucht wurde. Diese Analogie unterstreicht, dass die `llms.txt` aus Sicht von Google derzeit keinen Einfluss auf das Crawling oder die Bewertung von Inhalten hat. Wenn die Systeme, für die diese Datei gedacht ist, sie nicht beachten, kann sie logischerweise auch keine positiven Effekte auf den Traffic oder die Sichtbarkeit erzielen. Die Frage “Nutzen oder reiner Hype?” tendiert daher momentan stark in Richtung Hype, zumindest was die unmittelbaren Ergebnisse angeht. Es ist nicht auszuschließen, dass sich dies in Zukunft ändert, falls große Anbieter den Standard doch noch aufgreifen. Aktuell jedoch sollten Website-Betreiber keine kurzfristigen Wunder von der Erstellung einer `llms.txt` erwarten. Der Return on Investment (ROI) für die Implementierung ist für die meisten Websites zum jetzigen Zeitpunkt fraglich.
Strategien für Sichtbarkeit in KI-Suchmaschinen – mit und ohne llms.txt
Auch wenn die llms.txt momentan noch nicht der erhoffte Schlüssel zu mehr Sichtbarkeit in KI-Suchmaschinen ist, bedeutet das nicht, dass man untätig bleiben muss. Die Sichtbarkeit in Systemen, die auf Large Language Models basieren, hängt von einer Reihe anderer, bereits etablierter Faktoren ab. Das Fundament bildet nach wie vor hochwertiger, gut strukturierter und autoritativer Content. KI-Modelle, insbesondere solche, die für Suchanwendungen trainiert werden, müssen die Vertrauenswürdigkeit und Relevanz von Informationen bewerten können. Hier spielen Konzepte wie E-E-A-T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness) eine entscheidende Rolle. Inhalte, die klar formuliert sind, eine logische Informationsarchitektur aufweisen und Nutzern (sowie Maschinen) einen echten Mehrwert bieten, haben die besten Chancen, von KIs als relevante Quellen herangezogen zu werden. Selbst wenn die `llms.txt` eines Tages breite Akzeptanz finden sollte, würden diese grundlegenden Qualitätsmerkmale weiterhin die Basis für eine gute Performance bilden. Es geht darum, Inhalte nicht nur für Menschen, sondern auch für die spezifische Verarbeitungsweise von KI-Systemen aufzubereiten.
- Erstellung von exzellentem, informativem Content, der Nutzerfragen umfassend, präzise und verständlich beantwortet.
- Konsequente Implementierung von strukturierten Daten (Schema.org-Markup), um Suchmaschinen und KIs explizite, maschinenlesbare Informationen über den Inhalt und Kontext von Webseiten-Elementen zu liefern.
- Pflege einer aktuellen und fehlerfreien Sitemap.xml, um die Auffindbarkeit aller relevanten URLs sicherzustellen.
- Optimierung für semantische Suche und natürliche Sprache, einschließlich Long-Tail-Keywords, die typische Nutzeranfragen widerspiegeln.
- Aufbau und Pflege der Autorität und Vertrauenswürdigkeit der eigenen Domain durch qualitative Backlinks, positive Nutzererfahrungen und klare Autorenschaft.
- Sicherstellung einer soliden technischen SEO-Basis: schnelle Ladezeiten, mobile Optimierung, sichere Verbindung (HTTPS), saubere URL-Struktur und gute Crawlbarkeit.
- Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung von Inhalten, um deren Relevanz und Korrektheit langfristig zu gewährleisten.
Ein besonders mächtiges Werkzeug, um die Sichtbarkeit in KI-Suchmaschinen (und traditionellen Suchmaschinen) zu verbessern, sind strukturierte Daten mittels Schema.org. Durch dieses Vokabular kann man explizit definieren, worum es auf einer Seite geht – sei es ein Artikel, ein Produkt, ein Rezept oder eine Organisation. Diese maschinenlesbaren Informationen helfen KIs, den Inhalt schneller und genauer zu kontextualisieren. Ebenso tragen eine gut gepflegte `sitemap.xml` und eine klare `robots.txt` (für die Steuerung traditioneller Crawler) zur allgemeinen Auffindbarkeit und Indexierbarkeit bei. Die Aussage, dass es sich langfristig eher lohnt, in diese bewährten Maßnahmen zu investieren, hat also weiterhin Bestand. Sollte die llms.txt in Zukunft an Bedeutung gewinnen, würde sie diese etablierten Strategien ergänzen, aber keinesfalls ersetzen. Der übergeordnete Fokus sollte darauf liegen, Inhalte generell KI-freundlich zu gestalten, was oft Hand in Hand mit Nutzerfreundlichkeit und guter Informationsarchitektur geht.
llms.txt: Notwendiges Werkzeug oder überschätzte Taktik – Eine Einschätzung
Die Diskussion um die llms.txt bewegt sich derzeit zwischen hoffnungsvoller Erwartung und pragmatischer Skepsis. Die Intention hinter dem Vorschlag ist nachvollziehbar und positiv: Es soll ein standardisierter, einfacher Weg geschaffen werden, um Large Language Models (LLMs) gezielt auf die wichtigsten Inhalte einer Webseite hinzuweisen. Das könnte theoretisch die Effizienz der KI-Crawler verbessern und sicherstellen, dass die Modelle mit den relevantesten Informationen gefüttert werden. Die Realität sieht jedoch, wie bereits mehrfach erwähnt, so aus, dass die großen, marktdominierenden LLM-Anbieter diesen Standard bisher nicht implementiert haben. Dadurch verpufft der potenzielle Nutzen weitgehend. Es entsteht der Eindruck, dass die `llms.txt` mancherorts eher als Marketing-Argument für eine vermeintliche “KI-Optimierung” dient, ohne dass eine tatsächliche technische Funktion dahintersteht. Ein nicht zu unterschätzender Kritikpunkt ist zudem die Warnung vor möglichem Cloaking. Website-Betreiber könnten versucht sein, in der `llms.txt` Inhalte oder Zusammenfassungen anders darzustellen, als sie tatsächlich auf der Webseite für menschliche Besucher sichtbar sind, um die KI-Modelle zu manipulieren.
Potenzielle Vorteile (theoretisch/zukünftig)
- Bietet eine standardisierte Methode zur Priorisierung von Website-Inhalten speziell für Large Language Models.
- Könnte zu einer effizienteren Verarbeitung und Indexierung von Inhalten durch KI-Systeme führen, wenn es breit unterstützt würde.
- Gibt Website-Betreibern potenziell mehr Kontrolle darüber, welche Kerninformationen von LLMs bevorzugt herangezogen werden sollen.
- Könnte besonders nützlich für Websites mit sehr umfangreicher Dokumentation oder komplexen Strukturen sein, um LLMs direkt zu den wichtigsten Abschnitten zu leiten.
- Die Verwendung von Markdown sorgt für eine einfache, menschen- und maschinenlesbare Syntax.
Aktuelle Nachteile und Bedenken
- Fehlende breite Unterstützung und Implementierung durch große, marktführende LLM-Anbieter und KI-Suchmaschinen.
- Dadurch ergibt sich aktuell kaum bis kein praktischer Nutzen für die Verbesserung der Sichtbarkeit oder des Traffics.
- Das Risiko von Cloaking besteht, bei dem Inhalte in der `llms.txt` von den tatsächlichen Website-Inhalten abweichen könnten.
- Wird von einflussreichen SEO-Experten wie John Mueller von Google als derzeit irrelevant für das Crawling eingestuft.
- Wirkt ohne breite Adoption eher wie ein Marketing-Gag oder eine überschätzte Taktik als ein funktionaler Standard.
- Verursacht zusätzlichen Aufwand für Website-Betreiber ohne einen aktuell garantierten oder messbaren Ertrag.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die `llms.txt` ist aktuell eher eine überschätzte Taktik als ein notwendiges Werkzeug. Für die meisten Website-Betreiber ist die Erstellung einer solchen Datei momentan kein Muss und bietet kaum einen unmittelbaren Nutzen. Die Empfehlung aus dem ursprünglichen Kontext, dass sich Unternehmen mit sehr umfangreicher Dokumentation die Einrichtung als ein zukünftiges Signal überlegen könnten, ist zwar nicht falsch, sollte aber mit realistischen Erwartungen verbunden sein. Es besteht immer das Risiko, dass sich ein vorgeschlagener Standard nicht durchsetzt und die investierte Mühe umsonst war. Für die allgemeine SEO-Strategie und die Sichtbarkeit in KI-Systemen ist es derzeit deutlich zielführender, sich auf die Optimierung der Content-Qualität, die Nutzung strukturierter Daten, eine saubere technische Basis und den Aufbau von Autorität zu konzentrieren. Die `llms.txt` kann als “Nice-to-have” für experimentierfreudige Early Adopters oder für sehr spezifische Anwendungsfälle betrachtet werden, aber sie ist keine Wunderwaffe und ersetzt keine der etablierten Best Practices.
Welche Tools bieten das erstellen von llms.txt an?
Obwohl die breite Adoption der llms.txt durch große KI-Dienste noch aussteht und ihr praktischer Nutzen daher aktuell begrenzt ist, hat die Community der Webentwickler und SEO-Interessierten bereits reagiert. Es gibt eine wachsende Zahl von Tools und Skripten, die das Erstellen einer `llms.txt`-Datei und der optionalen `llms-full.txt`-Datei automatisieren oder zumindest erheblich vereinfachen sollen. Diese Entwicklung zeigt, dass das Konzept an sich auf Interesse stößt und ein Bedarf gesehen wird, Webseiten für die Interaktion mit Large Language Models vorzubereiten, auch wenn die Gegenseite – die LLMs selbst – diese Signale noch nicht flächendeckend empfängt. Die verfügbaren Werkzeuge reichen von einfachen Kommandozeilen-Skripten für technisch versierte Nutzer bis hin zu benutzerfreundlichen Plugins für gängige Content-Management-Systeme (CMS) oder E-Commerce-Plattformen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, den Prozess der Identifizierung wichtiger Inhalte, deren Konvertierung ins Markdown-Format und die korrekte Strukturierung gemäß der `llms.txt`-Spezifikation zu erleichtern. Die Existenz dieser Generatoren macht es für Website-Betreiber, die proaktiv handeln und für eine mögliche zukünftige Relevanz der `llms.txt` gewappnet sein wollen, deutlich einfacher, erste Schritte zu unternehmen.
- llms-txt Generator (Python-Skript): Ein minimalistisches Open-Source-Tool, das eine angegebene URL crawlt, relevante (Dokumentations-)Seiten extrahiert, diese in Markdown konvertiert und daraus die Dateien `llms.txt` sowie `llms-full.txt` erstellt. Es ist über die Kommandozeile (CLI) bedienbar und bietet Konfigurationsoptionen wie Ausgabeverzeichnis, zu ignorierende Pfade und eine Verzögerung zwischen Anfragen.
- Firecrawl NPX-Paket (generate-llmstxt): Dieses NPX-Paket ermöglicht die Generierung der `llms.txt` und `llms-full.txt` direkt über die Kommandozeile unter Verwendung der Firecrawl-API. Eine lokale Installation ist nicht zwingend notwendig (
npx generate-llmstxt
). Es bietet Optionen zur Angabe der URL, der maximalen Anzahl zu crawlender URLs und des Ausgabeverzeichnisses. - @vahor/llms-txt (NPM-Modul): Ein JavaScript-Plugin, das speziell für Projekte mit ContentLayer und Next.js entwickelt wurde. Es generiert beim Build-Prozess automatisch die `llms.txt` und begleitende Markdown-Dateien. Konfigurationsmöglichkeiten umfassen den Ausgabe-Pfad, die Formatierung des Frontmatters, Sektionen und die Quellen der Inhalte.
- Drupal-Modul (LLMs.txt Generator): Für Nutzer des Drupal CMS (Version 9 bis 11) gibt es ein Modul, das eine Administrationsoberfläche zur Verfügung stellt. Darüber können Inhalte für die `llms.txt` direkt im Backend erstellt und verwaltet werden. Die Datei wird dann unter
/llms.txt
zugänglich gemacht. - WordPress-Plugin (LLMs.txt and LLMs-Full.txt Generator): Ein kostenloses Plugin für WordPress, das automatisch eine `llms.txt` und `llms-full.txt` im Root-Verzeichnis der WordPress-Installation erzeugt. Es erlaubt die Auswahl von Beitragstypen, die Einbindung von Post-Auszügen und bietet URL-Filter sowie Wildcards für den Ein- oder Ausschluss von Inhalten. Es ist zudem kompatibel mit gängigen SEO-Plugins wie Yoast SEO und Rank Math.
- Shopify App (LLMs.txt Generator): Auch für Shopify-Shopbetreiber gibt es eine kostenlose App im Shopify App Store. Diese ermöglicht das direkte Generieren einer validen `llms.txt` über den Admin-Bereich des Shops, inklusive Optionen zum Ein- oder Ausschluss bestimmter Seiten für AI-Crawler.
Die meisten dieser Tools haben gemeinsame Kernfunktionalitäten: Sie crawlen die angegebene Webseite oder nutzen vorhandene Inhaltsstrukturen, versuchen relevante Inhalte zu identifizieren, konvertieren diese bei Bedarf ins Markdown-Format und erstellen daraus die `llms.txt` (und oft auch `llms-full.txt`) gemäß der vorgeschlagenen Spezifikation. Konfigurationsoptionen erlauben es, den Prozess anzupassen, beispielsweise durch das Ausschließen bestimmter URL-Pfade oder die Auswahl spezifischer Inhaltstypen. Auch wenn der unmittelbare SEO-Effekt durch die Nutzung dieser Tools und die Erstellung einer `llms.txt` derzeit gering ist, spiegeln sie doch einen proaktiven Ansatz wider. Entwickler und Website-Betreiber, die an das langfristige Potenzial solcher KI-Optimierungsstandards glauben oder einfach nur für alle Eventualitäten gerüstet sein möchten, finden hier praktische Helfer. Es ist jedoch wichtig, den Einsatz dieser Tools im Kontext der aktuellen, noch geringen Adoption der `llms.txt` durch die großen KI-Plattformen zu sehen und keine kurzfristigen Wunder zu erwarten.